EMDR bei seelischen Belastungen und Traumata

Wenn sich der Körper nach einer belastenden Situation körperlich oder seelisch nicht mehr adäquat erholen und entspannen kann, liegt oft ein Trauma zugrunde.

Es gibt Ereignisse, sogenannte „große“ Traumata, die bei nahezu jedem gesunden Menschen traumatische Spuren hinterlassen: Krieg, Terror, Naturkatastrophen, Missbrauch, tödliche Unfälle sowie andere gewaltsame Eingriffe ins Leben. Diese Traumata sind meist bekannt und können dem Ereignis direkt zugeordnet werden.

Es gibt aber auch Traumata, die sehr belastend wirken und dabei nicht mit einer konkreten Ursprungssituation in Verbindung gebracht werden können, sogenannte Alltags- und Entwicklungstraumata. Der Ursprung liegt hier entweder weit zurück (im Mutterleib, bei Geburt, im Säuglingsalter, in der Kindheit) oder baut sich über jahrelange wiederkehrende Erfahrungen auf (z.B. Ablehnung, Zurückweisung, Verlust, Überforderung, Missgunst, Eifersucht) oder ist eine Mischung aus beidem.

Meine Arbeit konzentriert sich auf Alltags- und Entwicklungstraumata von Frauen, Müttern und Eltern. Warum? Kinderwunsch, Verlust eines Babys, die Schwangerschaft selbst, die Geburt oder das Leben mit/das Erleben des eigenen Babys/Kindes mit all seinen Entwicklungs- und Verhaltensfacetten können der Schlüssel sein, dass „alte oder gut verschlossene Schubladen“ geöffnet werden.

Dabei kommt zunächst nicht das Trauma selbst an die Oberfläche, aber die damit verbundenen Emotionen, Verhaltens- und Denkmuster. Die Frauen spüren, dass „da irgendwas ist“ und dieses Etwas ist belastend, verursacht Ängste und nimmt Energie und Lebensfreude.

Ziel der EMDR bei seelischen Belastungen und Traumata ist es, ungünstige Körpererinnerungen, Verhaltens- und Denkmuster zu verändern. Dabei geht es nicht darum, das Geschehende zu löschen, zu vergessen oder ungeschehen zu machen, sondern neu bewerten zu können. Manchmal wartet ein Trauma nur darauf, endlich gesehen, gewürdigt und behandelt zu werden. Alte Glaubenssätze (negative Kognitionen) verblassen, neue Sichtweisen werden geknüpft (positive Kognitionen) und das emotionale Erleben ist nicht mehr so belastend. Entlastung tritt ein.

Was ist EMDR?

Verarbeitung traumatischer Erlebnisse und anderer stark belastender Themen mittels EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), einer der am besten wissenschaftlich untersuchten und anerkannten Traumatherapie Formen. Zentrales Element der EMDR-Methode ist das „Prozessieren“ mittels bilateraler visueller Stimulation: Während der Klient die belastende Situation fokussiert, folgen seine Augen den Handbewegungen des Therapeuten von links nach rechts. Alternativ zu den Handbewegungen können zur bilateralen Stimulation Töne eingesetzt werden (auditiv) oder Knie/Handrücken/Schultern des Klienten angetippt werden (taktil). Durch die wechselnde Links-Rechts-Stimulierung des Gehirns kommt es zu neuen Verknüpfungen von zuvor isolierten oder fragmentiert abgespeicherten Teilen der Erinnerung.

Im Verlauf der Sitzung(en) verblasst die belastende Erinnerung Stück für Stück und die Symptome des Traumas werden aufgelöst. Das Erlebte wird nicht gelöscht, aber in Zukunft springt nicht nur das Belastungs-Netzwerk an, sondern gleichzeitig auch das Ressourcen-Netzwerk. Somit kann der Klient eine neue, entlastete Perspektive auf das Geschehen entwickeln.

Wann EMDR?

Im Rahmen meiner Arbeit setze ich die EMDR Methode zumeist dann ein, wenn wir in der Beratung mit dem reinen Gespräch „an die Grenze“ kommen. Dies ist oft dann der Fall, wenn der Klient in einem bestimmten Denk- und Verhaltensmuster „verharrt“, welches sich im Laufe der Zeit etabliert hat – zum Schutz oder als Reaktion auf ein erlebtes Trauma oder wiederkehrende erlebte Erfahrungen. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht hat, eine individuelle Kombination aus Gesprächstherapie und EMDR zu machen. Alles im Einklang und nach Absprache mit dem Klienten.